Mehr Bio in die Tonne
„Bioabfälle sind viel zu schade für die Müllverbrennung. Daraus kann wertvoller Kompost werden.“ Mit diesen Worten hat Umweltdezernentin Rosemarie Heilig am Freitag vor der Presse den zweiten Modellversuch zur wöchentlichen Leerung der Biotonne angekündigt. Von April an leert die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) in zehn Stadtteilen die braunen Tonnen einmal pro Woche – statt wie sonst üblich einmal alle zwei Wochen. Es geht um insgesamt 15.000 Biotonnen in den Stadtteilen Griesheim Süd, Schwanheim, Sindlingen, Zeilsheim Harheim, Frankfurter Berg, Eckenheim, Ginnheim, Dornbusch und Westend Nord. Der Testlauf endet im Oktober und wird 2020 wiederholt.
Die Stadt Frankfurt will im Rahmen des Modellversuchs herausfinden, ob sich die Bioabfallmenge auf diese Weise steigern lässt. Nebeneffekt: Küchenabfälle können in den warmen Monaten nicht zwei Wochen lang in der Tonne ihr Aroma entfalten. Das Sammelgebiet wurde repräsentativ entlang der Frankfurter Siedlungsstrukturen festgelegt, um zu aussagekräftigen Ergebnisse zu kommen. Gesammelt werden soll 2019 und 2020 über den gesamten Vegetationszeitraum, also von April bis Oktober. Außerdem wird der Testlauf von einer Marketingkampagne flankiert.
“Wir klären seit Anfang des Jahres auf vielen Wegen darüber auf, wie wichtig es ist, dass wirklich nur Bioabfälle in die Tonne geworfen werden“, sagt FES-Geschäftsführer Dirk Remmert. „Kunststoffe, Sand und Kehricht behindern die nachhaltige Verwertung von Bioabfall erheblich. Außerdem werben wir ab sofort mit eigener Micro-Webseite, mit Aufklebern für Mülltonnen, mit eigens designten Biomülltüten aus Papier, mit Befragungen auf Wochenmärkten im Kampagnengebiet und bei allen Frankfurtern laut für mehr Bio im Bio. Und natürlich hoffen wir, dass die wöchentliche Testleerung neue Impulse freisetzt.“ Rosemarie Heilig ergänzte: „Auch die als kompostierbar geltende Mülltüte aus Maismehl gehört nicht in den Biomüll. Sie baut sich zu langsam ab und taucht im Kompost als Störstoff auf.“
Es ist der zweite Test dieser Art – nach einem ersten Versuch 2017 in den westlichen Stadtteilen, der allerdings nur fünf Monate dauerte. Damals fiel der Anstieg der Bioabfallmenge mit rund zehn Prozent moderat aus. „Wenn es gelingt, die Mengen im Rahmen des zweiten Tests signifikant zu steigern, ist die Ausdehnung der wöchentlichen Leerung der Biotonnen während der Vegetationsperiode auf das gesamte Stadtgebiet der nächste logische Schritt“, sagte Rosemarie Heilig.
Die Umweltdezernentin machte klar, dass die zusätzliche Leistung natürlich nicht zum Nulltarif zu haben sei. „Obwohl 2019 die Abfallgebühr um ca. 5,5 Prozent gesenkt wurde, konnte die Stadt Frankfurt für den Test jährlich 500.000 Euro einplanen. Danach werden wir besser beurteilen können, ob sich eine Umstellung lohnt.“
Frankfurt war 1998 eine der ersten deutschen Großstädte, die eine Biotonne verpflichtend und stadtweit einführte. Seitdem stiegen die Mengen der über die Biotonne eingesammelten Mengen von 19.600 Tonnen im Jahr 2000 auf 25.400 Tonnen im Jahr 2017 kontinuierlich an. Hinzu gerechnet werden kann der über die Wertstoffhöfe eingesammelte Grünschnitt, dessen Menge von 4130 Tonnen (2000) auf 5240 (2017) ebenfalls anstieg.
Der Vergleich mit anderen Großstädten aber zeigt, dass im Frankfurter Bioabfallaufkommen noch viel Potenzial steckt. FES schätzt den Anteil organischer Anteile im Restmüll auf 40 Prozent. „Hier ist noch Luft nach oben, wir wollen den Bio-Anteil im Restmüll verringern“, betonte Heilig.
1999 ging die Bioabfallbehandlungsanlage im Osthafen in Betrieb. Die Rhein-Main-Biokompost GmbH, eine hundertprozentige Tochter der FES GmbH, hat sie zu einer der modernsten Anlagen ihrer Art in Deutschland weiter entwickelt. Durch die Kombination von Vergärungs- und Kompostierungstechnik werden hier etwa 14.000 Tonnen Komposterde pro Jahr und etwa 4,5 Millionen m³ Biogas erzeugt.
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