In Frankfurt fahren die meisten E-Müllfahrzeuge
FES und FFR übernehmen auf einen Schlag zehn E-Lkw in ihren Fuhrpark
Deutschlands größte Flotte von E-Müllfahrzeugen fährt ab sofort in Frankfurt. Die FES Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH hat am Donnerstag die ersten sechs (von bestellten acht) vollelektrisch angetriebenen Abfallsammelfahrzeuge des Herstellers Daimler Truck übernommen. Zeitgleich stellt die Unternehmenstochter FFR vier E-Sattelzugmaschinen von Volvo in Dienst. Beide Anschaffungen wirken sich dank lokaler Nullemission sofort positiv auf die CO2-Bilanz Frankfurts aus.
Die neuen E-Lkws wurden am Donnerstag auf dem Festplatz Frankfurt öffentlich vorgestellt. Hersteller informierten ihre künftigen Anwender, Förderer und Gäste direkt am Fahrzeug über die die neue Antriebstechnologie. Anders als im Pkw-Bereich ist der Batterieantrieb im Schwerlastsektor, insbesondere bei komplexen Nutzfahrzeugen der Entsorgung, technisches Neuland. Die Abfallsammelfahrzeuge (vom Typ
eEconic) sind zugleich die ersten Serienmodelle, die in Deutschland ausgeliefert werden.
Die Neuanschaffungen sind vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) kofinanziert: 2,55 Millionen Euro für die acht Abfallsammelfahrzeuge und knapp eine Million für die Sattelzüge bedeuten eine Förderung der öffentlichen Hand mit 90 beziehungsweise 80 Prozent der Mehrkosten im Vergleich zu einem herkömmlichen dieselbetriebenen Fahrzeug.
Die Fördermittel für die Abfallsammelfahrzeuge stammen aus der Förderrichtlinie Elektromobilität des BMDV, die durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt wird. Die Sattelzüge werden durch die Richtlinie über die Förderung von leichten und schweren Nutzfahrzeugen mit alternativen, klimaschonenden Antrieben und dazugehöriger Tank- und Ladeinfrastruktur (KsNI) des BMDV unterstützt. Hier bewilligt das Bundesamt für Logistik und Mobilität die Anträge. Die NOW GmbH koordiniert beide Förderrichtlinien.
Daniela Kluckert, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, sprach von einem wichtigen Beitrag für eine klimafreundliche und innovative Mobilität. „Ich freue mich über den erfolgreichen Einsatz unserer Fördermittel. Die neuen Entsorgungsfahrzeuge und Sattelzüge werden im täglichen Einsatz auf der Straße sichtbar sein und demonstrieren, dass Elektromobilität auch im großen Maßstab und mit schweren Nutzfahrzeugen funktioniert.“
Für die Stadt Frankfurt am Main, zugleich der Mehrheitseigner von FES, hob Verkehrsdezernent Stefan Majer den wichtigen Beitrag für die Verkehrswende und den Klimaschutz hervor. „Die Beharrlichkeit der Stadtpolitik und der Verantwortlichen bei FES hat sich ausgezahlt. Die Stadt Frankfurt ist heute auf einen Schlag zum Zentrum emissionsfreier Müllentsorgung geworden. Das hilft uns enorm auf unserem Weg zur Klimaneutralität bis 2035, und ich freue mich.“
Die Emissionen des Fuhrparks von FES gehen allein durch den Einsatz der eEconics um 166 Tonnen CO2 im Jahr (acht Fahrzeuge: 221 Tonnen) zurück. Die Laufleistung der vier Sattelzüge ist größer, hier bringt der Ersatz fossiler Antriebstechnik weitere 300 Tonnen CO2-Ersparnis im Jahr.
Die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt in der Frage alternativer Antriebstechnik hob Sascha Hähnke, Geschäftsführer Alternative Antriebe von Remondis, hervor. Das Recyclingunternehmen ist privater Anteilseigner der FES. „Unsere Unternehmung in Frankfurt ist ein Muster für viele unserer kommunalen Beteiligungen, in denen wir aktuell verschiedene Technologien praktisch erproben. Die hier gemachten Erfahrungen liefern uns zudem wertvolle Erkenntnisse auch für unser Gesamtunternehmen Remondis selbst. Die Dekarbonisierung der Fuhrparks wird als Thema für uns immer wichtiger.“
Zum Aufbau der neuen Flotte war im Unternehmen FES bereits in den vergangenen Jahren ein innovatives Ladekonzept entwickelt worden, auf das FES-Geschäftsführer Dirk Remmert besonders hinwies: „Unsere E-Müllfahrzeuge werden am Müllheizkraftwerk in Heddernheim den lokal erzeugten Strom laden. Das heißt: Abfälle, die aus hygienischen Gründen ohnehin verbrannt werden müssen oder für ein Recycling nicht mehr in Frage kommen, helfen uns nun dabei, die Emissionen unserer Fahrzeuge lokal auf null herabzusetzen. Eine Win-Win-Situation für uns, die Stadt und die Bürgerinnen und Bürger.“
Dieselbe Ladeinfrastruktur nutzt auch die FFR GmbH für ihre E-Sattelzugmaschinen. Diese werden zum einen für den Transport von Schlackeabfällen aus der Müllverbrennung vom MHKW nach Wicker genutzt, zum anderen für den Transport von Gewerbeabfällen, vorwiegend im Stadtgebiet Frankfurt. Ähnlich wie die Abfallsammelfahrzeuge haben sie damit klar vorgegebene Tourenlängen und kehren nach einem Umlauf immer zu ihrem Depot zurück.
Geschäftsführer Rolf Niermann: „Die E-Mobilität ist für uns der richtige Weg. Viele unserer Kunden befassen sich aktuell mit ihrem CO2-Fußabdruck, prüfen ihre Lieferketten und fordern von ihren Dienstleistern Transparenz ein. Ich bin überzeugt, dass die Emissionsfreiheit bei Entsorgung, Reinigung, Veranstaltungsservice oder Grünpflege schon bald als Kriterium in Ausschreibungen aufgenommen wird. Wir können dann weiter anbieten und liefern.“
Wichtiges in Kürze:
- Die Abfallsammelfahrzeuge werden vorrangig im Kernstadtbereich, also Innenstadt, Altstadt, Sachsenhausen, Westend und Nordend eingesetzt.
- Am Standort Heddernheim sind sowohl das von FES und Mainova gemeinsam betriebene MHKW Frankfurt als auch die Entsorgungslogistik (Müllabfuhr) beheimatet.
- Die Ladeinfrastruktur bietet aktuell zehn eigenständige DC Schnellladepunkte mit einer Ladeleistung von 150 Kilowatt. Hersteller ist die Firma ABB, Typenbezeichnung der Ladesäulen: HVC 150.
- Den Ladezyklus eines eEconics- Müllfahrzeugs kalkuliert FES mit drei Stunden Ladedauer. Neben den Abfallsammelfahrzeugen laden in Frankfurt Heddernheim bereits seit Ende 2020 auch E-Omnibusse für den ÖPNV.
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